Arndt Lauterbach, Birgit Lauterbach, Dr. Wolfgang Stefinger, MdB

Nach bundesweitem Protesttag: Mein Besuch in einer Apotheke

Wer am 14. Juni eine Packung Kopfschmerztabletten brauchte, stand im Zweifelsfall vor verschlossener Tür. Denn die meisten Apothekerinnen und Apotheker hatten sich dem deutschlandweiten Protest angeschlossen und ihre Apotheken geschlossen gehalten, um auf die prekäre Situation der Apotheken aufmerksam zu machen. Die Gründe für den Protest: ein akuter Medikamentenmangel, eine ausufernde Bürokratie, eine unzureichende Finanzierung und die Schwierigkeit, Fachkräfte zu finden.

Das persönliche Gespräch suchen

Zu den protestierenden Apotheken gehörte auch die SaniPlus-Filiale in den Riem Arcaden, die von Birgit und Arndt Lauterbach betrieben wird – von Frau Lauterbach als Apothekerin, Herr Lauterbach führt das Unternehmen – und die im Wahlkreis München Ost liegt, den ich im Deutschen Bundestag vertreten darf.

Mir war es nach dem Streik wichtig, mir persönlich ein Bild vor Ort zu machen und mir aus erster Hand anzuhören, wie die Situation der Apotheken tatsächlich ist. Deshalb habe ich am vergangenen Samstag die SaniPlus-Apotheke in Riem besucht und mit dem Ehepaar Lauterbach gesprochen.

Niedrigste Zahl an Apotheken seit 40 Jahren

Die Zahlen sprechen für sich: Wir haben die niedrigste Zahl an Apotheken seit 40 Jahren und liegen mit 22 Apotheken je 100.000 Einwohner weit unter dem EU-Durchschnitt. Ich würde stark vermuten, niemand sperrt seine Apotheke zu, weil es zu gut läuft!

Aber anstatt dafür Sorge zu tragen, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten durch qualifizierte Apothekerinnen und Apotheker sichergestellt wird, steckt Gesundheitsminister Lauterbach den Kopf in den Sand. Wir als CDU/CSU-Fraktion sind im Gegensatz zu der Ampel nicht gewillt, dem Apothekensterben tatenlos zuzusehen.

Schlechte Vergütung, viel Bürokratie und Fachkräftemangel

Was genau das Problem ist, hat mir Arndt Lauterbach erklärt. „Die Honorare, die wir für die Abgabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten erhalten, befinden sich immer noch auf demselben Niveau wie 2004. Das deckt nicht einmal die Lohnkosten für unsere Angestellten!“, erzählt er. Abgesehen davon, dass es immer weniger wirtschaftlich sei, eine Apotheke zu betreiben, würden die Apotheker an mehr und mehr Bürokratie ersticken.

„Die Suche nach Ersatzmedikamenten, wenn wieder einmal ein verschriebenes Arzneimittel nicht lieferbar ist, das Hinterhertelefonieren hinter dem Arzt, ein Dschungel aus Abertausenden Rabattverträgen, das alles kostet Zeit, die uns für die eingehende Beratung der Kunden fehlt. Attraktiver macht das den Beruf des Apothekers natürlich nicht, weshalb immer mehr Pharmazieabsolventen in die Industrie gehen.“, so Arndt Lauterbach.

Hohes Risiko für Apotheker

Das werde zu einer weiteren Verschlechterung der Situation führen und hinzu komme, dass die Apotheke oft selbst ins Risiko gehen müsse. „Bei fehlerhafter Abgabe oder Ausfüllung droht die Retaxierung, also dass die Krankenkasse die Erstattung des Geldes für ein Medikament verweigert, das wir bereits abgegeben haben. Bei teuren Medikamenten und kleineren Apotheken kann das schnell die Existenz gefährden!“

Für mich steht nach dem Besuch fest, dass die Bundesregierung hier handeln muss. Es kann nicht sein, dass eine Apotheke mit ihrem Kerngeschäft, der Abgabe von Medikamenten an Menschen, die sie dringend brauchen, alleine nicht überleben kann. Anstatt die Klischees von den wohlhabenden Apothekern zu pflegen, die noch aus früheren Jahrzehnten stammen, muss der Gesundheitsminister der neuen Realität ins Auge blicken. Sonst gefährdet er mutwillig die sichere Versorgung unserer Bevölkerung mit Medikamenten.