© Büro Dr. Wolfgang Stefinger

Meine Reise nach Südafrika und Namibia: Der Zukunftskontinent wartet nicht auf uns

Vergangene Woche, vom 18. bis 24. März, war ich mit einer Delegation des Arbeitskreises Afrika in Südafrika und Namibia. Anstatt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, im Einzelnen von den Programmpunkten der Reise zu berichten, möchte ich mich an dieser Stelle mehr auf das grundsätzliche Bild konzentrieren: Wir dürfen afrikanische Staaten nicht als Bittsteller sehen, an die wir nach Gutdünken und als Belohnung für „fügsames Verhalten“ Geld verteilen.

Zukunftskontinent Afrika

Die Delegation des Arbeitskreises Afrika

Nein, Afrika ist ein Zukunftskontinent, auf den wir immer mehr angewiesen sein werden – und es ist kein Naturgesetz, dass sich afrikanische Länder für den politischen Westen entscheiden und nicht China oder Russland den Vorzug geben. Kurzum, wir müssen uns aktiv um Afrika als Partner bemühen, nicht umgekehrt.

Diese Ansicht vertrete ich zwar schon lange, aber die Reise ins südliche Afrika hat mich darin bestärkt. Lassen Sie mich anhand von zwei Beispielen erklären warum.

Namibisch-russische Kooperation

In Windhoek, der Hauptstadt Namibias, besuchten wir den Tintenpalast, wie der Sitz der namibischen Nationalversammlung (das Unterhaus, vergleichbar mit dem Deutschen Bundestag) auch genannt wird. Mitten in unseren Besuch platzte die Nachricht, dass Lukas Muha, Präsident des Nationalrats von Namibia (das namibische Oberhaus, die zweiter Kammer des Parlaments von Namibia), in Russland ein Abkommen zwischen dem namibischen Nationalrat und dem Föderationsrat Russlands unterzeichnet hat.

Wir müssen weiter beobachten, was aus diesem Kooperationsabkommen zwischen den beiden Oberhäusern politisch folgt. Im Tintenpalast spielten unsere Gastgeber die Bedeutung des Nationalrats und dieses Abkommens herunter – und begründeten die Zusammenarbeit mit den historisch gewachsenen Beziehungen zwischen Namibia und Russland.

Das bessere Angebot machen

Wie dem auch sei, das Beispiel veranschaulicht, dass uns afrikanische Staaten auf unserem Weg, Russland international zu isolieren, nicht automatisch folgen und internationale Interessen hintanstellen. Das bedeutet wiederum nicht, dass wir unseren Standpunkt und unsere Werte in dieser Frage nicht mit Nachdruck vertreten sollten. Was es bedeutet: Wir müssen das bessere Angebot bezüglich wirtschaftlicher Zusammenarbeit in der Tasche haben, um die Staaten auf dem afrikanischen Kontinent für unsere Sache zu gewinnen.

Wasserstoff aus Afrika

Das führt mich zum zweiten Beispiel. Während unserer Reise war in beiden Ländern Wasserstoff ein überaus wichtiges Thema. Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wissen wir, dass es nicht nur klug, sondern geradezu überlebenswichtig ist, sich aus der Abhängigkeit von russischem Gas zu lösen. Das ist der Bundesregierung gelungen. Allerdings sind wir nun von teuren LNG-Gas-Importen abhängig, die unserer Wirtschaft durch hohe Energiepreise empfindlich schaden können.

Stromintensive Herstellung

Die Zukunft ist Wasserstoff, idealerweise grüner Wasserstoff, denn der könnte Gas auf lange Sicht ersetzen und wäre zudem noch besser fürs Klima als der fossile Brennstoff Erdgas. Für die Herstellung von Wasserstoff, das Verfahren nennt sich Elektrolyse, braucht man allerdings Strom. Da hierzulande von der Mobilität bis zur Wärme alles Erdenkliche elektrifiziert werden soll, wir aber gleichzeitig aus der Kernenergie aussteigen (mit Atomstrom ließe sich ebenfalls nahezu CO2-frei Wasserstoff produzieren), stellt sich mir die Frage, ob wir im eigenen Land bedarfsdeckend Wasserstoff produzieren können. Ich denke nein.

Konferenz zum Thema Wasserstoff

Aus diesem Grund brauchen wir Partnerschaften mit Ländern, die beispielsweise durch viele Sonnenstunden günstig Solarstrom und damit wiederum Wasserstoff produzieren können. Diesem Thema widmeten wir in Namibia einen ganzen Konferenztag, auf dem ich im Übrigen auch die Wirtschaftsministerin der südafrikanischen Provinz West Cape traf und mich über dieses Thema ausgetauscht habe.

Dr. Wolfgang Stefinger, MdB, und Mireille Wenger, Wirtschaftsministerin der südafrikanischen Provinz West Cape

Win-Win-Situationen

Die Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten kann aber nicht so aussehen, dass wir dort günstig Güter für den Import produzieren lassen und die lokale Bevölkerung hat nichts davon. Dieser neokolonialistische Gestus gehört in die Mottenkiste. Immer öfter höre ich auf Reisen, dass die in Afrika sehr umtriebigen Chinesen nicht sonderlich beliebt seien, weil sie als Ausbeuter wahrgenommen würden. Wir müssen im Gegenteil dazu Win-Win-Situationen schaffen, dann haben wir das bessere Angebot, können der interessantere Partner für afrikanische Länder sein und diese langfristig an uns binden.