Wie können afrikanische Länder unabhängig von fossilen Brennstoffen werden? Wie gelingt eine Energiepartnerschaft zwischen Europa und dem afrikanischen Kontinent, bei der beide Seiten gewinnen? Diesen Fragen durfte ich mich diese Woche bei der Deutsch-Afrikanischen Parlamentarierkonferenz widmen. Denn: Ich habe dort eine Diskussionsrunde zu den Themen Klima und Energie moderiert.
Eine vielschichtige Debatte
Den Gastgebern – der Konrad-Adenauer-Stiftung und Hanns-Seidel-Stiftung mit Unterstützung des Arbeitskreises Afrika der CDU/CSU-Bundestagsfraktion – gelang eine hochinteressante Veranstaltung, bei der die Zusammenarbeit Afrikas und Europas im Fokus stand. Mit Gesprächspartnern aus den unterschiedlichsten Parlamenten Afrikas entstanden vielschichtige Debatten über die Rolle der Parlamente und deren Einfluss auf politische Entscheidungen im Bereich der Klima- und Energiepolitik.
Afrikanische Partner nicht an China verlieren
Gerade vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs ist es wichtig, autokratische Akteure wie China und Russland mit ihren Aktivitäten auf dem Kontinent genau zu beobachten und eine demokratische Kultur als Alternative anzubieten und zu fördern. Obwohl Europa und insbesondere Deutschland bei vielen Technologien führend sind, holen andere Länder rasant auf. China hat neben der Solartechnik auch Wasserstofftechnologien entwickelt, die es zu geringen Kosten anbietet. Um afrikanische Partner nicht an China zu verlieren, müssen wir handeln – und zwar jetzt!
Eine Frage der Gerechtigkeit
Daneben dürfen wir auch die Frage der Gerechtigkeit nicht außer Acht lassen. Die Industrieländer, also auch Europa und Deutschland, sind zu einem großen Anteil die Verursacher des Klimawandels. Dieser Verantwortung müssen wir uns als Gemeinschaft stellen.
Eine Panel-Teilnehmerin erwähnte hier zu Recht, dass alle Wirtschaftszweige in Afrika von natürlichen Ressourcen abhängig sind. Mit dem Klimawandel verebben diese Ressourcen. Auf den Einsatz ihrer fossilen Bodenschätze wie Öl und Kohle sollen afrikanische Staaten verzichten, um den Klimawandel nicht weiter anzuheizen – nachdem wir unsere Industrialisierung mit genau diesen Energieträgern bewerkstelligt haben.
Dazu kommt: Die Natur, ein Treiber für den Tourismus, wird durch den Klimawandel zerstört, Landwirtschaft wird schwierig bis unmöglich. All das stürzt mehr Menschen in die Armut, denn viele afrikanische Länder verfügen noch nicht über ein großes Maß an Widerstands- und Anpassungsfähigkeit. Um einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung Abhilfe zu schaffen, wäre eine konstruktive Diskussion über emissionsärmere Brückentechnologien wie Erdgas wünschenswert, um Afrika in Zukunft widerstandsfähiger zu machen, ohne das Klima über die Maßen zu belasten.
Afrika und Europa: Eine zukunftsorientierte Partnerschaft
Die derzeitige politische Situation könnte auch einen Wendepunkt für die Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika bedeuten, indem Afrikas Rohstoffe als zukünftiger integraler Bestandteil einer globalen Energiewende betrachtet werden. Dies würde mittel- bis langfristig eine verstärkte Partnerschaft und Zusammenarbeit bedeuten.
Eine Diskussionsteilnehmerin sagte den Satz: „Solange wir gemeinsam unter einem Baum sitzen, gibt es eine Lösung“. Diese Woche war dieser Baum die Deutsch-Afrikanische Parlamentarierkonferenz. Ich bin mir sicher: Unser konstruktiver Austausch führte aufseiten aller Beteiligten zu neuen Denkanstößen und hat als Präsenzveranstaltung nach zwei Jahren Pandemie das kulturelle Verständnis und das Feingefühl erneuert und bestärkt, die wir für eine zukunftsorientierte Partnerschaft brauchen.