Reifen aus Löwenzahn-Kautschuk als emissionsarme Alternative zu Tropen-Kautschuk © Pixabay

Innovativ & Nachhaltig: Bioökonomiestrategie der Bundesregierung

Diese Woche haben wir uns in der forschungspolitischen Runde der Unionsabgeordneten mit der Bioökonomiestrategie der Bundesregierung beschäftigt. Klimawandel, Verschmutzung der Meere, schwindende landwirtschaftliche Nutzflächen und zur Neige gehende fossile Rohstoffe – weltweit stehen wir vor großen ökologischen Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund müssen wir unsere heutige Wirtschaftsform anpassen, hin zu einer nachhaltigen Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Dafür steht der Begriff „Bioökonomie“.

Orientierung an den UN-Nachhaltigkeitszielen

Die Bioökonomie umfasst somit die Erzeugung, Erschließung und Nutzung biologischer Ressourcen, Prozesse und Systeme, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen im Rahmen eines nachhaltigen Wirtschaftssystems bereitzustellen. Die Strategie orientiert sich an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und ist geeignet, um elf der insgesamt 17 Ziele voranzutreiben.

Turnschuhe aus Spinnenseide, Kaffeebecher aus Harz

Kaffeebecher aus Harz und Lignin, Perlonstrümpfe aus Chicorée, Fahrradhelme aus Holzwerkstoff, Reifen aus Löwenzahn-Kautschuk, Turnschuhe aus extrem leichter und widerstandsfähiger Spinnenseide – die Anwendungen sind vielfältig. So arbeiten Forscher an der Entwicklung von Baumaterialien aus Naturstoffen, darunter biologischer Zement, dessen Herstellung deutlich weniger CO₂ produziert als herkömmlicher Zement.

Eine Alternative zur energieintensiven Herstellung konventioneller Leichtbauteile im Automobilbau haben Materialwissenschaftler des Fraunhofer-Instituts entwickelt: mit Flachsfasern aus heimischer Landwirtschaft verstärkter Kunststoff. Flachsgewebe ist besonders fein, zugfest und flexibel. Bauteile aus solchen Bioverbundwerkstoffen werden künftig in Porsche-Serienfahrzeugen eingesetzt.

Natur als Vorbild

Zentrales Vorbild der Bioökonomie ist der Kreislaufgedanke der Natur: Viele biologische Systeme sind effizient, stabil und erzeugen keinerlei Restabfallstoffe. Die Forschung versucht daher, Konzepte aus der Natur – beispielsweise die wasserabweisende Oberfläche von Lotusblättern oder die Widerhäkchen von Klettpflanzen – zu übertragen und weiterzuentwickeln.

Bioökonomie als Pfeiler des Innovationsstandorts Deutschland

Bioökonomie ist ein Wachstumsfeld. Die Mitte Januar vom Bundeskabinett beschlossene Nationale Bioökonomiestrategie stellt somit die Weichen für eine positive Entwicklung der anwendungsnahen Forschung auf diesem Gebiet. Insgesamt wird die Bundesregierung über das Ministerium für Bildung und Forschung und das Landwirtschaftsministerium in den kommenden fünf Jahren 3,6 Milliarden Euro in die Förderung der Bioökonomie investieren.

Um das Thema in der Öffentlichkeit stärker zu verankern, ist Bioökonomie zum Thema des Wissenschaftsjahres 2020 gewählt worden. Das Wissenschaftsjahr bietet die Gelegenheit, den Wandel hin zu einer biobasierten Wirtschaftsweise im Dialog mit Wissenschaft und Forschung im Rahmen zahlreicher Diskussions- und Mitmachformate aktiv mitzugestalten.