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EM 2024: Vorfreude, Vorbereitung und politische Hürden

So langsam steigt die Vorfreude! Toni Kroos ist zurück im Nationalteam, die Trikots wurden veröffentlicht, die letzten Testspiele gegen Frankreich und die Niederlande finden in den nächsten Tagen statt und der Kader nimmt so langsam Form an. Der Europameisterschaft im eigenen Land steht sportlich nicht mehr viel im Weg. Politisch sieht das allerdings anders aus. Noch immer fehlt ein Teil der notwendigen Unterstützung durch die Bundesregierung. Um diese und andere Themen ging es gestern im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung. Unter Leitung von Philipp Lahm war eine Delegation der EM-Organisatoren im Bundestag, um mit den Beiratsmitgliedern über verschiedene Aspekte rund um dieses einmalige Großevent zu sprechen.

Schon zu Beginn der Aussprache stellte der Weltmeisterkapitän von 2014 klar, dass Nachhaltigkeit bereits bei der Bewerbung eine große Rolle gespielt habe. Die EM 2024 soll ein Vorbild bei der Planung künftiger Turniere und anderer Sportgroßveranstaltungen sein und daher hohe Standards setzen. Dabei geht es um verschiedene Aspekte nachhaltiger Planung. Das Turnier soll so klimafreundlich wie möglich sein, soziale Aspekte vor Ort sollen in den Blick genommen und die Menschenrechte beim Turnier selbst und in der vorgelagerten Wertschöpfung beachtet werden.

Um diese Ziele zu erreichen, wurden unterschiedliche Maßnahmen getroffen. Mit dem Partner Deutsche Bahn AG wurde vereinbart, dass Inhaber von Tickets für die Spiele verbilligte Fahrscheine erwerben können und zu einer 36-stündigen Nutzung des regionalen ÖPNV berechtigt sind. Der Spielplan wurde so gestaltet, dass die Wege für Mannschaften und Fans möglichst kurz sein werden. Dies ist mit regionalen Clustern gelungen, in denen die jeweiligen Nationen ihre Vorrundenspiele austragen. Die Menschenrechtsstrategie der EURO 2024 sieht neben dem Bekenntnis aller Partner zur Achtung der Menschenrechte, Maßnahmen zur Verhinderung oder Abschwächung von Menschenrechtsverletzungen und eine Grundsatzerklärung aller Lieferanten und Partner zu Lieferketten vor. Um die EURO 2024 zu einem Erfolg zu machen, sei im Grunde jeder Einzelne gefragt, betonte EM-Botschafterin Célia Šašić. Es gehe darum, die Gäste offen aufzunehmen und sich positiv zu präsentieren. Dann profitiere auch Deutschland langfristig von diesem Turnier.

Dafür bedarf es aber auch der Unterstützung durch die Bundesregierung und genau die fehlt in den Augen der beiden Co-Geschäftsführer bisher. Sie warfen der Regierung in einem Zeitungsartikel vor, keine Vision zu haben. Als Unionsfraktion haben wir daher bereits im Januar einen Antrag gestellt, in dem wir die Regierung aufgefordert haben, ihren Teil zum Gelingen des Turniers beizutragen. Im Kern unserer Forderungen waren die Themen Mobilität und Sicherheit. Bisher fehlt ein schlüssiges Mobilitätskonzept für Straße und Schiene. Darüber hinaus ist nicht zuletzt wegen der aktuellen weltpolitischen Lage und ihrer Auswirkungen auf Deutschland die Sicherheit sowohl in den Stadien als auch außerhalb der Stadien als eine Aufgabe zu nennen, die zum Schutz von Zuschauerinnen und Zuschauern wie Spielern zwingend auf höchstem Niveau zu gewährleisten ist. Bund und Länder sind gefordert, durch Erstellung gemeinsamer Lagebilder und auch lebensnaher Übungen dafür zu sorgen, dass ein optimales Sicherheitsniveau erreicht wird.

Ich habe die Gelegenheit im Parlamentarischen Beirat für Nachhaltigkeit genutzt, um direkt beim Turnierdirektor nachzufragen, ob weitere Unterstützung von der Bundesregierung notwendig ist. Die Antwort war verklausuliert – ich vermute, dass man der Regierung nicht zu nahe treten möchte – ließ aber den Schluss zu, dass mehr Unterstützung durchaus möglich wäre. In den drei Monaten bis Turnierstart gibt es von Seiten der Politik noch einiges zu erledigen. Gelingt uns das, steht einem erneuten Sommermärchen auch organisatorisch nichts mehr im Weg.