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Die Impfstoffstrategie – Fragen und Antworten

Zur anhaltenden Diskussion über die Impfstoffstrategie der Bundesregierung möchte ich einige Dinge klarstellen und zur Versachlichung beitragen.

Zur anhaltenden Diskussion über die Impfstoffstrategie der Bundesregierung möchte ich einige Dinge klarstellen und zur Versachlichung beitragen. Fakt ist: Mit dem Start der Impfkampagne am 27. Dezember 2020 in Deutschland und der EU gelang es, so schnell wie nie in der Menschheitsgeschichte einen entsprechenden Impfstoff zu entwickeln und zum Einsatz zu bringen. Und dazu noch in Deutschland! Das kann uns alle mit Stolz erfüllen. Fakt ist auch, dass wir aktuell die größte Impfkampagne der Geschichte durchführen – nicht nur hier sondern weltweit. All das gibt Anlass zur Dankbarkeit und zur Zuversicht: 2021 kann das Jahr werden, in dem wir die Pandemie besiegen, und zwar weltweit! Dies sollten wir – bei allen berechtigten Hinweisen auf zu verbessernde Abläufe – in der Diskussion nicht vergessen. Und: Helfen Sie mit und lassen sich impfen!

Wie viel Impfstoff steht zur Verfügung und wie werden die Impfdosen verteilt?

Laut Bundesgesundheitsministerium werden die Bundesländer wie geplant bis zum 1. Februar 3,98 Millionen Dosen Biontech-Impfstoff geliefert bekommen. Erste Lieferungen von insgesamt knapp zwei Millionen Dosen erfolgten bereits, die weiteren zwei Millionen Dosen folgen am 18.1., 25.1. und 1.2.2021. Bis Ende März werden es etwa 10,1 Millionen Dosen sein, die sich sogar aufgrund der entsprechenden Zulassungsänderung noch erhöhen werden. Da vom Impfstoff der Firma Moderna bis Ende März zusätzlich 1,8 Millionen Dosen verfügbar sein werden, stehen insgesamt mindestens knapp zwölf Millionen Dosen bereit. Damit lassen sich alle Impfwilligen der ersten Priorisierungsgruppe impfen. Innerhalb Deutschlands werden die Impfdosen nach Bevölkerungsanteil an die Bundesländer verteilt. Die weitere Verteilung liegt in der Zuständigkeit der Länder – das wurde zwischen Bund und Ländern bereits frühzeitig vereinbart. Alle weiteren Details, die laufend aktualisiert werden, wie etwa der Stand der Impfquote in Bayern, finden Sie auf den Webseiten des Robert-Koch-Instituts und des Bundesgesundheitsministeriums.

Warum steht jetzt noch nicht genügend Impfstoff für alle zur Verfügung?

Es war immer klar, dass mit Erteilung einer Zulassung noch nicht sofort genügend Impfstoff für alle vorhanden sein kann. Der Impfstoff ist überall auf der Welt zu Anfang knapp. Grund dafür sind die hohe Nachfrage und die begrenzten Produktionskapazitäten, nicht die Gesamtbestellmenge. Darum war und ist es nötig, zu Beginn zu priorisieren und zunächst vor allem die vulnerablen Gruppen wie zum Beispiel Bewohner von Pflegeheimen zu impfen. Das hat der Bundestag übrigens auch mit dem Dritten Infektionsschutzgesetz im November im Grundsatz festgelegt.

Bis Ende März ist nun – Stand heute – mit der Zulassung weiterer Impfstoffe zu rechnen. Allein von Biontech/Pfizer und Moderna soll Deutschland etwa 140 Millionen Impfstoffdosen für das Jahr 2021 erhalten. Die Sorgen bezüglich fehlender Impfdosen sind demnach unbegründet – zumal sich momentan laut Umfragen nur etwas mehr als die Hälfte der Menschen in Bayern und in Deutschland auf jeden Fall impfen lassen möchte.

Warum wurden die Impfstoffe nicht von Deutschland direkt, sondern von der EU bestellt?

Allein schon aus kaufmännischer Sicht macht es Sinn, den Impfstoff im europäischen Verbund zu bestellen – die Einkaufsmacht gegenüber den Pharmaherstellern ist größer und Bedingungen wie Preis, Lieferfristen und Haftungsfragen können erfolgreicher verhandelt werden. Die EU war sehr zeitig in Verhandlungen mit Biontech wie auch mit anderen Herstellern, die im Sommer 2020 auf einem vielversprechenden Weg zu einem Impfstoff waren. Alle Staats- und Regierungschefs waren sich damals einig, dass man nicht alles auf eine Karte setzen dürfe. Denn das hätte die Mitgliedstaaten dem Risiko ausgesetzt, am Ende ohne wirksamen Impfstoff dazustehen. Wenn jetzt alle EU-Impfstoffe erfolgreich sind, hat die EU zwei Milliarden Dosen für 450 Millionen Europäer und enge Nachbarn.

Europa kann auch nur gemeinsam aus der Krise kommen. Deutschlands Stärke ist Europas Binnenmarkt. Wenn nur Deutsche einen Impfschutz haben, hilft das der deutschen Wirtschaft nicht aus dem Tal. Reisen bleibt schwierig und es werden de facto neue Grenzen und Fronten in Europa errichtet.

Die EU hat zudem das damals für Impfstoffe noch weitgehend unbekannte Unternehmen Biontech bereits Anfang Juni 2020 – und damit zu einem Zeitpunkt, als noch gar nicht absehbar war, ob der Impfstoff eine Zulassung erhalten würde – mit 100 Millionen Euro für den Aufbau der jetzigen Produktionskapazitäten gefördert und dafür die Zusage für insgesamt 300 Millionen Dosen Impfstoff erhalten. Alleine davon können jetzt bis zu 28 Millionen Deutsche geimpft werden. Ohne die 100 Millionen Euro Anschubhilfe der EU hätte Biontech gar nicht die Produktionskapazitäten, die es heute schon hat.