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Arzneimittelengpässe und Long-Covid: Union setzt Regierung unter Druck

Wenn der Reiseverkehr zu den Pfingstferien gen Süden rollt, werden viele Eltern ein Privatrezept im Gepäck haben, um diesmal nicht Salami, Olivenöl und Kaffee aus Italien mitzubringen, sondern Husten- und Antibiotika-Säfte. So beschrieb mein Bundestagskollege Stephan Pilsinger, der nicht nur Gesundheitspolitiker, sondern auch praktizierender Arzt ist, die angespannte Versorgungslage mit Arzneimitteln in Deutschland.

Armutszeugnis für unser Land

Mit „Armutszeugnis für unser Land“ wäre die aktuelle Lage, die vor allem auch Medikamente für Kinder betrifft, noch milde beschrieben. Immerhin brachte die Regierung diese Woche einen Gesetzesentwurf in den Bundestag ein, der im Anschluss an die Plenardebatte an den Gesundheitsausschuss überwiesen wurde.

Ich gehe fest davon aus, dass meine Unions-Kollegen dort noch einmal den Finger in die Wunde legen werden, denn die Schwächen des Lauterbach-Gesetzes, das höchstens ein Anfang sein kann, wurden schon während der Debatte deutlich.

Versäumnisse gehen auf Lauterbachs Konto

Lauterbach ist viel zu spät dran, wir sprechen doch schon seit Ausbruch der Corona-Pandemie über Engpässe und Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten. Mediziner warnten im Spätsommer letzten  Jahres, dass es nach der Pandemie sehr viele Infektionskrankheiten geben werde, die gerade Kinder betreffen werden. Geschehen ist nichts und nun haben wir den Salat, denn vom Einkauf des Wirkstoffs bis zur Herstellung des Arzneimittels vergehen sechs bis acht Monate. Eine schnelle und umfängliche Lösung des Problems ist da nicht in Sicht – und das geht auf das Konto von Lauterbach.

Die entscheidende Rolle der Apothekerinnen und Apotheker wird in dem Gesetzesentwurf ebenfalls vollkommen unterschätzt. Die geplante Aufwandsentschädigung reicht nie und nimmer, um die zusätzlichen Kosten der Apotheken abzudecken. Auch hier muss nachgebessert werden.

Obwohl es eigentlich schon fünf nach zwölf ist, brauchen wir schnell einen Dialog mit den Medikamentenherstellern, einen Pharma-Gipfel, um die Engpässe bei Arzneimitteln zu beheben. Es braucht außerdem eine langfristige Strategie, wie wir uns unabhängiger von Medikamenten aus dem Ausland machen, also resilienter werden. Es kann nicht sein, dass die Gesundheitsversorgung unserer Kinder von anderen abhängig ist.

Unionsantrag zu Long-Covid un Post-Vac

Ein weiteres gesundheitspolitisches Thema stand diese Woche im Fokus des Bundestages, weil wir als Union einen Antrag dazu eingebracht haben: Long-/Post-Covid und das Post-Vac-Syndrom.

Von den Langzeitfolgen der Corona-Pandemie sind häufig auch junge, sozial aktive und im Erwerbsleben stehende Personen betroffen. Wir müssen davon ausgehen, dass fünf bis zehn Prozent aller an Covid-19 Erkrankten an anhaltenden oder neu auftretenden gesundheitlichen Beschwerden leiden, die länger als drei Monate anhalten.

Geschätzt ein bis zwei Prozent aller Infizierten entwickeln sogar eine besonders schwere Form von Long-/Post-Covid, bei der nach sechs Monaten die Diagnosekriterien für die Myalgische Enzephalomyelitis/ Chronisches Fatigue Syndrom (ME/CFS) erfüllt sind. Daraus ergibt sich eine geschätzte Anzahl von deutschlandweit 100.000 neu Betroffenen, die langfristig erkrankt sein könnten.

Zentrale Koordinierungsstelle gefordert

Hinzu kommt, dass eine Corona-Impfung zwar das Risiko, am Post-Covid-Syndrom zu erkranken, stark reduziert, aber nach Impfungen gegen Sars-CoV-2 in seltenen Fällen auch Impfnebenwirkungen auftreten können, die der Symptomatik von Long-Covid ähneln.

Wir brauchen deshalb eine zentrale Koordinierungsstelle Long-/Post-Covid und Post-Vac, um eine flächendeckende Versorgung zu ermöglichen. Deutschlandweit muss ein Netzwerk von Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen geschaffen werden, um die bereits bestehenden Strukturen zu ergänzen.

Jeder, der in seinem Umfeld schon einmal einen schweren Krankheitsfall hatte, weiß, dass ohne eine intakte Gesundheit alles nichts ist. Deshalb müssen wir bei der Gesundheitspolitik besser werden. Als Union werden wir jetzt und immer darauf hinwirken und Lauterbach auf die Finger schauen!