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Stärkung der Beziehungen: Delegationsreise in die Mongolei

Vom 1. bis 7. April hatte ich die Gelegenheit, die Leitung einer Delegationsreise des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in die Mongolei zu übernehmen. Die Mongolei, eingebettet zwischen Russland und China, ist eine kleine demokratische Insel in der Region. Obwohl das Land wirtschaftlich stark von seinen Nachbarn abhängig ist, besteht seit langem ein enger Austausch mit Deutschland. Tatsächlich gibt es sogar einen Direktflug von der Hauptstadt Ulaanbaatar nach Frankfurt am Main und nach Schätzungen der Deutschen Botschaft vor Ort sprechen knapp 30.000 Mongolen Deutsch. Das Ziel unserer Reise war es, die Beziehungen zwischen beiden Ländern zu vertiefen und die Mongolei wieder stärker an Deutschland und die EU anzubinden.

Einblick in politische und wirtschaftliche Beziehungen

Wie üblich startete unsere Reise mit einem kurzen Briefing durch die Botschaft vor Ort in Ulaanbaatar und einer anschließenden Diskussionsrunde mit verschiedenen politischen Stiftungen zur Rechts- und Justizreform, der Demokratieentwicklung und den bald anstehenden Parlamentswahlen in der Mongolei. Das Jahr 2024 ist in der Mongolei nicht nur ein Wahljahr, sondern markiert auch das 50-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen der Mongolei und Deutschland. Aus diesem Grund war auch Bundespräsident Steinmeier im letzten Monat hier zu Gast.

Neben dem Austausch mit verschiedenen politischen Entscheidungsträgern aus Opposition und den Regierungsparteien stand auch der Austausch mit Wirtschaftsvertretern auf der Tagesordnung. Gerade während der Jahre der Corona-Pandemie hat das Land sehr gelitten und zwischenzeitlich Inflationsraten von 15 bis 20 Prozent gehabt. Für das Jahr 2024 wird der Mongolei allerdings ein Wirtschaftswachstum prognostiziert, was nicht zuletzt auch an den natürlichen Rohstoffen des Landes liegt. Besonders beeindruckend waren daher unsere Besuche in Bildungseinrichtungen wie der Berufsschule „Nalaikh Polytechnic“ und der Deutsch-Mongolischen Hochschule für Ressourcen und Technologie (DMTH). Um die Potenziale einer rohstoffbasierten Wirtschaftsentwicklung zu nutzen werden einheimische Fachexpertise und angewandte Technologien benötigt. Allerdings sind viele Hochschulen in der Mongolei diesen Aufgaben nicht gewachsen, vergleicht man sie mit internationalen Standards. Ich bin froh, dass wir bspw. durch BMZ-geförderte Projekte wie der DMTH die Mongolei unterstützen können.

Umweltschutz im Fokus: Begegnungen mit der Natur und nachhaltigen Projekten in der Mongolei

Aber nicht nur in den Städten, sondern auch in der unberührten Natur des Terelj-Nationalparks haben wir viel gesehen und gelernt. Wussten Sie, dass auch heute noch 20 Prozent der Bevölkerung Nomaden sind? Im Winter 2023-2024 führten extreme Temperaturen und ungewöhnlich hohe Niederschläge dazu, dass mehr als drei Millionen Weidetiere verendeten. Daher waren mir auch die Diskussionen  über Umweltschutz und Biodiversität sehr wichtig. Im direkten Austausch mit Betroffenen und politischen Entscheidungsträgern wurden wir sensibilisiert, wie wichtig es ist, diese Themen in unserer Zusammenarbeit zu berücksichtigen.

Sehr angetan und bewegend war ich von unserem Treffen mit UNICEF in einem Kindergarten in Bayanzurkh. Dieser wurde in einem Gemeinschaftsprojekt von UNICEF und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) energieeffizient renoviert. Gerade die Kleinsten in der Gesellschaft verdienen besonderen Schutz. Durch die Renovierungsarbeiten konnte die Innenraumluftqualität besonders verbessert werden. Bedenkt man, dass bspw. in der Hauptstadt   Ulaanbaatar 60 Prozent der Bevölkerung lebt, kann man sich vorstellen, wie wichtig aber auch selten frische Luft zum Atmen ist.

Insgesamt war diese Reise so vielfältig wie unsere Ansätze, die Mongolei als Partner zu unterstützen. Die Mongolei ist für Deutschland ein strategisch wichtiger Partner in der Region und spielt auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit eine bedeutende Rolle vor Ort. Es ist daher wichtig, die Zusammenarbeit weiter zu vertiefen und das vorhandene Potenzial auszuschöpfen.