Soziale, ökologische und Menschenrechtsstandards in globalen Lieferketten etablieren © Büro Dr. Stefinger MdB

Für existenzsichernde Löhne und faire Arbeitsbedingungen

Während das Bewusstsein für die Vorteile regional produzierter Lebensmittel unter Verbrauchern stetig zunimmt und die heimische Landwirtschaft auf faire Lebensmittelpreise drängt, tolerieren wir nach wie vor massive Defizite in Sachen Entlohnung und Menschenrechtstandards in globalen Lieferketten.

Zur Eröffnung der größten Verbrauchermesse Deutschlands, der Grünen Woche in Berlin, bekennen sich nun sieben große deutsche Supermarktketten zu existenzsichernden Einkommen in ihren Lieferketten. Dies begrüße ich sehr! Freiwilligkeit und Eigenverantwortung sind immer besser als Vorschriften. Jedoch gibt es immer noch viele Branchen, in denen soziale, ökologische und nachhaltige Produktionsbedingungen keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielen. Für diese brauchen wir gesetzliche Rahmenbedingungen.

Ich begrüße daher die Ankündigung von Minister Müller, Eckpunkte für ein Lieferkettengesetz vorzulegen, welches die gesamte Lieferkette – vom Rohprodukt bis zur Endverbraucherware – berücksichtigt.

Insbesondere bei den Arbeitskräften in Entwicklungsländern muss ein deutlich größerer Teil der Wertschöpfung verbleiben als bisher der Fall ist, denn nur so schaffen wir existenzsichernde Arbeitsplätze und Entwicklungsperspektiven vor Ort. Selbstverständlich ist nicht nur der Handel gefragt, sich für soziale, ökologische und Menschenrechtsstandards einzusetzen, auch wir Endverbraucher müssen Verantwortung übernehmen und vehementer hinterfragen, woher unsere Konsumgüter stammen und wie sie produziert wurden.

Ob Kleidung, Elektronikartikel oder Lebensmittel – mit einer bewussten Kaufentscheidung können wir viel verändern. Eine „Geiz-ist-geil“- Mentalität hingegen – das zeigen die Erfahrungswerte – führt letzten Endes unweigerlich zu Armut und Perspektivlosigkeit in den Erzeugerländern und im Lebensmittelbereich zu Frustration bei unseren Landwirten.

Um die Entscheidungsgrundlage für Verbraucher zu verbessern und somit die Bedingungen für nachhaltigen Konsum zu schaffen, benötigen wir dringend mehr Transparenz und nachvollziehbare Standards. Die deutsche EU-Präsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 bietet uns die Gelegenheit, auch auf internationaler Ebene offensiv für Verbesserungen in globalen Handelsketten zu werben.