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Ernährungssicherheit: Die Ampel muss endlich umsteuern

„Mit leerem Magen und menschlichem Elend kann man keine friedliche Welt aufbauen.“ Dieses Zitat von Norman Borlaug, einem US-amerikanischen Agrarwissenschaftler und Friedensnobelpreisträger von 1970, verdeutlicht die Dringlichkeit und Notwendigkeit, sich der Herausforderung des Hungers in unserer Welt zu stellen. Doch scheint die Ampel dieses Thema immer mehr aus den Augen zu verlieren. Daher war es mir in meiner dieswöchigen Rede zur ersten Beratung des Antrags der CDU/CSU-Bundestagsfraktion „Hunger bekämpfen – Entwicklungspolitische Anstrengungen zur weltweiten Ernährungssicherheit stärken“ besonders wichtig, die Bundesregierung zu ermahnen, gerade jetzt in der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich der Ernährungssicherheit im Bundeshaushalt 2024 nicht den Rotstift anzusetzen. Denn die Unterernährung nimmt stark zu, und es besteht kein Zweifel: Die weltweite Bekämpfung von Hunger ist nicht bloß eine moralische Verpflichtung, sondern auch ein wesentlicher Beitrag zur Eindämmung von Fluchtursachen.

Die Lage ist alarmierend

Im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung hat die Weltgemeinschaft sich das Ziel gesetzt, bis 2030 den Hunger zu beenden, Ernährungssicherheit zu gewährleisten und eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern. Allerdings zeigen aktuelle Zahlen, dass die Umsetzung dieser Ziele bis 2030 voraussichtlich nicht erreicht werden kann. Es ist bedauerlicherweise davon auszugehen, dass im Jahr 2030 noch immer beinahe 600 Millionen Menschen weltweit an Hunger leiden werden. Im Jahr 2022 waren weltweit 735 Millionen Menschen von Hunger und Ernährungsunsicherheit betroffen. Die Zahlen sind – nach großen Erfolgen in den Jahren zuvor – durch die Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wieder drastisch gestiegen. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 waren es 589 Millionen Menschen.

Nach Angaben des aktuellen Welternährungsberichts hatten im Jahr 2022 sogar knapp 30 % der Weltbevölkerung, das heißt 2,4 Milliarden Menschen, keinen steten Zugang zu nahrhaften, sicheren und ausreichenden Lebensmitteln. Davon betroffen sind insbesondere Frauen und Mädchen. Sie machen aktuell 60 % aller unterernährten Menschen aus.

Die Ampel muss den Ernst der Lage erkennen

Dennoch besteht Hoffnung: Experten zeigen, dass wir grundsätzlich genügend Nahrungsmittel haben bzw. in der Lage sind, genügend Nahrungsmittel für alle zu produzieren. Die Bekämpfung von Hunger ist also auch eine Frage der Ressourceneffizienz. Es bedarf lediglich des politischen Handlungswillens. Der Ampel scheint es eben an diesem Willen zu fehlen. Sie plant nämlich trotz der aktuellen Lage die Mittel im Bundeshaushalt 2024 für die Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Ernährung zu kürzen. Auch stellt sie sich Zukunftstechnologien und Innovationen wie etwa der Genschere entgegen, obwohl diese einen großen Beitrag zur Sicherung der Welternährung leisten können.

Unsere Forderungen

So kann es nicht weitergehen. Gerade jetzt dürfen wir bei der Nothilfe nicht nachlassen und müssen Krisenfestigkeit aufbauen. Deshalb fordern wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit unserem Antrag zur Bekämpfung des weltweiten Hungers die Ampel auf, die Mittel für entwicklungspolitische Maßnahmen aufrechtzuerhalten. Es ist unerlässlich, den Aufbau resilienter Ernährungssysteme zu unterstützen, die Lieferketten in Krisenregionen aufrechtzuerhalten und die Innovation und Forschung in der Landwirtschaft zu fördern. Neue Züchtungsmethoden und agrarökologische Ansätze bieten Chancen, den globalen Hunger zu bekämpfen und die Ernährungssicherheit zu stärken. Des Weiteren müssen wir die Unterstützung für landwirtschaftliche Betriebe, insbesondere für Frauen, ausbauen. Frauen spielen eine Schlüsselrolle in der Ernährungssicherheit, deshalb müssen wir ihnen vermehrt Zugang zu Ressourcen und Bildung ermöglichen.

Es ist an der Zeit, zu handeln…

735 Millionen Menschen weltweit leiden an Hunger. Das sind 735 Millionen zu viel. Es ist an der Zeit, zu handeln. Der vorliegende Haushaltsentwurf bereitet uns nicht angemessen auf die Zukunft vor und würde eine schwerwiegende Niederlage im Kampf gegen den Hunger bedeuten. Die Ampel muss aufwachen und umsteuern.