Die Wohnraumsituation in München ist alarmierend. Bis 2028 braucht die Stadt jährlich rund 11.900 neue Wohnungen – eine schier überwältigende Zahl. Doch statt den Wohnungsbau aktiv zu fördern, steckt Deutschland in einer regelrechten Baukrise. Seit 2020 sind die Baukosten um 50 % gestiegen, was den Neubau und die Sanierung von Immobilien enorm verteuert und unattraktiv gemacht hat. Vor allem die gestiegenen Energiekosten sowie die Flut an zusätzlichen Vorschriften belasten die Bauwirtschaft massiv. 37 % der Baukosten sind staatlich bedingt – verursacht durch Steuern wie Umsatz- und Grunderwerbsteuer, energetische Vorgaben und hohe Notarkosten.
In dieser Situation muss man dankbar für Initiativen wie die der Bayerischen Architektenkammer sein, die Lösungsansätze auf den Tisch legen. Im Gespräch mit Prof. Lydia Haack, Präsidentin der Kammer, wurde deutlich, wie die von der Regierung geschaffenen Hürden den Bau neuer Wohnungen blockieren. Doch die Architektenkammer zeigt, dass es auch anders geht: Mit dem Gebäudetyp-e hat sie ein Konzept entwickelt, das sich für eine Vereinfachung der Bauvorschriften starkmacht.
Der Gebäudetyp-e gibt sachkundigen Bauherren, wie etwa kommunalen Wohnungsbaugesellschaften die Möglichkeit, kostentreibende und überzogene Normen zu umgehen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das ermöglicht es, Bauprojekte effizienter und günstiger zu realisieren – genau das, was wir angesichts der Krise brauchen. Es ist daher kein Zufall, dass diese Initiative auf breite Zustimmung trifft. Nun wird erwartet, dass nach einer Änderung des BGB der Gebäudetyp-e ab 2025 in Kraft treten soll und innovative Bauprojekte abweichend von den bisherigen technischen Regeln erlaubt.
Ein Beispiel für diese Vereinfachungen ist die Reduktion der Beton-Geschossdecke: Eine Verringerung der Deckenstärke von 18 cm auf 14 cm spart Material und Kosten, ohne dabei den erforderlichen Schallschutz zu beeinträchtigen. Ebenso kann bei der Anzahl der Steckdosen optimiert werden: Statt einer starren Vorgabe wird die Zahl der Steckdosen an den tatsächlichen Bedarf angepasst, was wiederum Material und Kosten spart.
Auch bei der Digitalisierung geht es voran: In Bayern können Bauanträge mittlerweile digital eingereicht werden – seit dem 1. Januar dieses Jahres auch in München. Doch hier gibt es ein gravierendes Problem: Während das Einreichen digital erfolgen kann, dauert die Bearbeitung in München leider noch viel zu lange – in vielen Fällen mehr als sechs Monate. Diese Verzögerungen hemmen den Fortschritt und belasten die ohnehin angespannte Bausituation zusätzlich.